Wer ist der Fachmann??

Veröffentlicht: 13. Dezember 2008 in Kurioses
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Heute dachte ich mir mal wieder, warum nur alle meine Patienten so dreist alles immer besser wissen wie ich??

Und dann mit Ihren Aussagen so prahlen und darauf bestehen, dass es fast schon unverschämt ist, und beinahe wurde ich Opfer.

Folgende Situation:

Physioblogger: (Wir reden über eine Abnützungssituation im Schultergelenk)

Nein das ist so nicht ganz richtig, kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen am Skelett.

Am Skelett angekommen:

Patient:

Siehst du Physioblogger, dass Problem was bei mir in der OP behoben wurde ist, dass ein vorderes Teil von meinem Schulterdach entfernt worden ist, damit die Supraspinatussehne nicht mehr OBERHALB des Schulterdaches reibt. Verstehst du jetzt warum ich Schmerzen habe?? So hat mir das auch mein operierender Arzt erklärt.

Physioblogger:

Aber die Supraspinatussehne geht nicht über das Akromion!

Patient:

Ja doch!! Schau die geht hier OBERHALB des Akromions runter zum Gelenk, und dieses reiben an der Schulterdachkante, dass macht meine Schmerzen!!

Also ich war eigentlich bis hierhin ganz ruhig, doch jetzt platzte mir der Kragen. Und ich sagte freundlich aber mit einem sehr nachdrücklichen Tonfall:

Die Sehne mit der Sie Probleme haben geht NICHT OBERHALB DES SCHULTERGELENKES vorbei sondern entspringt in der Fossa supraspinata, geht dann durch einen Sulcus wo er am Tuberculum majus am Humerus ansetzt!! Das heißt sie verläuft intraartikulär, also direkt durch das Gelenk hindurch. Und nicht über das Gelenk hinweg über das Schulterdach, wie Sie es meinen. Und wenn das Ihnen Ihr Arzt anders erzählt hat, dann ist er ein sehr schlechter Arzt!

Ich bin keiner der die Patienten total zuhaut mit Fremdwörter in lateinischer Sprache, aber ich glaube in diesem Moment musste ich einfach alles Wissen springen lassen. Während ich diesen Satz sagte, habe ich Ihm das alles am Skelett mit meinen Fingern gezeigt.

Danach:

Patient:

Ach so, naja vielleicht habe ich Ihn ja verkehrt verstanden, jetzt verstehe ich es endlich! Danke.

Das hätte ich Ihm aber auch schon früher sagen können!! Warum glaubt ein Ahnungsloser einem Fachmann denn nicht? Und es gibt irgendwie sehr viele von dieser Sorte Patient.

Wenn mir z.B.: Ein Dachdecker dringend empfiehlt Eiche zu verwenden dann glaube ich dem doch?? Oder??

So etwas macht mich etwas grandig….

P.S: Ich möchte meine Beiträge so gut es geht für alles Leser gut verständlich formulieren. Jedoch kommt es manchmal, so wie in diesem Beitrag vor, dass man ein paar Begriffe in medizinischer Aussprache hinschreiben muss.

Frage an alle:

Ist dieser Text für alle verständlich? Sind die Links zu den Erklärungen gut gesetzt?? Vermisst Ihr etwas??

Lasst mich teilhaben was IHR empfindet. Meine Leser sind mir wichtig!

Gruß:

Physioblogger

Kommentare
  1. Polly Oliver sagt:

    *gggg* Ach was freu ich mich schon, wenn ich dann mal fertig bin, mit dem Studium (Tiermedizin). Vor allem die Pferde- und Kleintiermenschen sind da recht ähnlich 😉
    Ich hab jetzt die Links nicht durchgeklickt, weil ich auch so weiß, was du meinst, deswegen kann ich dir deine Frage leider nicht beantworten.
    Btw. wenn der Arzt, egal ob Mensch oder Tier, anderer Meinung ist als der alleswissende Patient/Patientenbesitzer, dann wird auch gerne mal der Arzt gewechselt.
    Da fragt man sich doch, warum studiert man das eigentlich, bzw. lernt man das? Die wissen das doch eh alles, auch ohne entsprechende Ausbildung…

  2. khamp sagt:

    Gut, du findest meine Empfindung beim Lesen dieses blog also wichtig; oder du findest mich wichtig. Wie auch immer. Ich finde es wichtig, wenn eine betreuende Person sich auch nach einer Situation, die nicht unbedingt den eigenen Positivvorstellungen entspricht, sich absolut loyal verhält.
    Wenn ein Mensch das Bedürfnis hat, sich seinem Leiden voll und ganz aufzuopfern, dann sollte das sein gutes Recht sein; mit allen Konsequenzen.
    Wenn ich als Patient das Gefühl habe, der Behandelnde nimmt meine Persönlichkeit nicht ernst oder schlimmer lächelt darüber, dann breche ich mein Vertrauen.
    Leider blicken viele Menschen nicht in die Augen. Dort erkennt man mehr Ausdruck und Wahrheit als in Sprache oder Geste.
    Ein Schamane, als Beispiel, würde einen Hilfe-Suchenden nie belächeln; es wäre unter seiner Würde. Der Respekt vor jedem Lebewesen schliesst auch den hilfebedürftigen Patienten mit ein.

    …lange Rede; ein anderer Weg wäre vielleicht hilfreicher für beide Seiten gewesen ,)

  3. completelife sagt:

    Hallo Khamp.

    Ich verstehe deine Essenz aus deinem Kommentar leider nicht. Was möchtest/wolltest du damit ausdrücken??

    Gruß:

    Physioblogger

  4. Polly Oliver sagt:

    Ich glaube er meint, du sollst vor deinem Patienten nicht klugscheißen sondern ganz und gar darauf eingehen, wie schlecht es ihm doch geht. Weil der das wohl braucht, jedenfalls manche Patienten.
    Überspitzt formuliert.

  5. Hm…, da hast du – wie ich in meinem Bereich auch – das Problem, dass ein Arzt dem Patienten schon irgendwas erzählt (jetzt absichtlich nicht erklärt…) hat, was der mehr oder weniger verstanden und interpretiert hat.
    Leider „delegieren“ einige Ärzte das patientenverständliche Erklären, weil sie entweder tatsächlich keine Zeit haben, sich die Zeit nicht nehmen wollen oder es einfach nicht können…
    Und stimmt schon, manche Leute sehen dich erst als kompetent an, wenn du mit Fachbegriffen um dich wirfst, andere sind für’s genaue Gegenteil dankbar. Da musst du dann jedesmal neu entscheiden, wie du solche Situationen angehst…

    lg, nicole

    btw: ich hab da ein Problem mit meiner Schulter… 😉

  6. completelife sagt:

    @equilibriste:

    Sehr wahre Worte von dir!!

    Das mit deiner Schulter tut mir leid, ist übrigens ein sau schwer zu behandelndes Gelenk meiner Meinung nach!!

    Gruß:

    Physioblogger

  7. lonesome sagt:

    Hahaha! Warum brauchen diese Menschen einen Arzt? Am besten man drückt ihnen ein Skalpell in die Hand und sie machen es selber.

    Aber zurück zum Thema: Meine Mutter hat einen entzündeten Schleimbeutel und hat ab einem gewissen Winkel entsetzliche Schmerzen. Sie hatte eine Kortison-Infiltration, worauf sie allergisch reagierte und zusammenbrach, sie hatte Physiotherapie, die nicht sehr viel brachte. Wie du gesagt hast, die Schulter ist ein Hund!

  8. tja, blöderweise ist es nicht mal die, die ich letztes Jahr ein bisschen kaputt gemacht hab…

  9. aga80 sagt:

    Ich fand deine Reaktion OK und verständlich.
    Ich versuche es auch erst mal einfach, aber wenn die Leute meinen es ganz ausführlich wissen zu wollen kann man sie auch mit Fachausdrücken erschlagen , leider wollen das ein paar wirklich .

  10. Flug sagt:

    „Warum glaubt ein Ahnungsloser einem Fachmann denn nicht? “

    Vielleicht kann man diese Frage dadurch beantworten :“Und wenn das Ihnen Ihr Arzt anders erzählt hat, dann ist er ein sehr schlechter Arzt!“

    Heute müssen Patienten ein Grundwissen entwickeln damit sie dem Arzt auf die Finger hauen können fals er nur Sinnloses gerede an den Tag legt , ala “ Ich mach gleich mittagspause muss jetzt schnell gehen“.

    Wenn sich dann anderes „Fachpersonal“ wundert das partienten immer schwieriger werden … Vielleicht sollte JEDER ( unterstrichen) arzt einen Fachkurs für Psychologie belegen müssen, vor allem aber auch dem patienten die RICHTIGEN ( unterschrichen ) informationen geben .

    Und warum rege ich mich auf ? Bei jedem Leiden musste ich zu 10 verschiendenen Ärzten laufen , Grund ? Unkompetenz… Und wenn dann mal ein wirklich guter Arzt kommt, ist leider das vetrauen in ihm verbraucht bevor überhaupt ein verhältniss aufgebaut werden kann.

    Nun ja das ist die sicht von mir – Von einem enttäuschten Opfer der heutigen Massenabfertigung.

  11. Horst Lee sagt:

    Das Problem steht doch schon ganz am Anfang:

    Siehst du Physioblogger, dass Problem was bei mir in der OP behoben wurde ist, dass ein vorderes Teil von meinem Schulterdach entfernt worden ist, damit die Supraspinatussehne nicht mehr OBERHALB des Schulterdaches reibt. Verstehst du jetzt warum ich Schmerzen habe?? So hat mir das auch mein operierender Arzt erklärt.

    ich glaube Deiner Aussage nicht das ‚alle‘ (!) Deine Patienten solche Klugscheißer sind 🙂 aber ich denke das Du von Anfang an (vielleicht durch Dein Alter, Dein Aussehen (sehr jung) oder Deine Erfahrung) für einige Patienten den Eindruck hinterlässt das du noch unerfahren bist und man dir einiges noch erklären muss.
    Ich finde das nicht schlimm, sicher eher ’normal‘. Und nicht der Patient ist der Besserwisser sondern der Arzt und mal unter uns der Operateur wird sich schon im Schultergelenk auskennen 😉
    Offensichtlich hat der Patient einzig und allein oberhalb und unterhalb verwechselt.
    Als erfahrener Therapeut hättest darüber stehen können und ihm in Ruhe erklären das alles so weit stimmt bis auf die Sache mit dem oberhalb.

    naja man kann nicht alles richtig im Leben machen, aber die Aktion den Arzt als schlechten Arzt hinzustellen ist schon ziemlich dreist – wenn nicht sogar dumm!

    denn der Patient hat nicht gelernt das er vielleicht was falsch verstanden haben könnte sondern durch Dich erkannt wie dumm wohl der Arzt sein muss – nein welch Glück der Patient hatte überhaupt lebend aus der OP herausgekommen zu sein! ;-P

    gruß Horst Lee

  12. MarcusKoller sagt:

    Das Schlimme ist ja, Patienten laufen zu jedem „angeblichen“ Fachmann, Spezialisten oder sonstwie. Und wenn Der dann etwas sagt, er ist ja schließlich Spezialist, dann ist das auch Gesetz. Egal was für einen Scheiß. Die sagen zu allem Ja, Danke und Amen, aber wenn der Therapeut ihnen etwas erklären will, dann hören sie nicht zu. Der Arzt erklärt es ihnen nur sehr schlecht, sie fragen, „warum habe ich Schmerzen im Bein, der Arzt sagt es ist mein Rücken. Das verstehe ich nicht. Warum tut nicht der Rücken weh?“
    Aber erklären lassen sie es sich nicht, denn WIR sind keine Ärzte, WIR sind keine Spezialisten. WIR haben nicht studiert und WIR haben ja auch mehr als 5 Minuten Zeit.

    … ach du auch hier beim Masseur…. lol

    Darüber habe ich mir vor der Ausbildung keinen Gedanken gemacht.

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